St. Cyriaci-Kirchengemeinde Dorste


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Berichte




Gedanken über Flüchtlinge

Freunde von mir haben vor einigen Jahren in Simbabwe gearbeitet. Ihr kleiner Sohn, damals vier Jahre alt, hatte es anfangs schwer sich einzugewöhnen: Im Kindergarten schaute er verblüfft auf die vielen weißen wie schwarzen Kinder, die immer etwas sagten, was er nicht verstand. Umgekehrt schauten die anderen ihn erstaunt an, wenn er sich verständlich zu machen versuchte. Nichts wünschte er sich sehnlicher als einen Freund.

Eines Mittags kam er aufgeregt nach Hause und erzählte seinen Eltern, dass er nun endlich einen Freund gefunden habe. Ob er genauso alt sei wie er, erkundigten sich meine Freunde einfülsam. Wie er denn hieße? Erst nach und nach – schließlich war man progressiv und frei von Vorurteilen – fragten sie dann auch, ob sein Freund denn weiß sei oder schwarz: „Woher soll ich denn das wissen?“ fragte ihr Sohn zurück. „Er ist doch mein Freund!“

An diese Geschichte muss ich jetzt oft denken, wenn von der Flüchtlingskatastrophe berichtet wird.
Ich wünsche uns allen die Weisheit dieses kleinen Jungen. Diese unsere Nächsten haben ein furchtbares Schicksal, Folter sowie Gewalterfahrungen hinter sich und kommen aus Bürgerkriegsländern. Flüchtlinge sind Botschafter schreienden Unrechts und der Kriege dieser Welt. Sie träumen von einem Leben in Freiheit und Sicherheit, denn niemand verlässt freiwillig seine Heimat. Sie bringen eine Menge an Erfahrung, Begabung und oftmals gute Ausbildungen mit. Denn die, die aufbrechen, sind die flexiblen, diejenigen, die ihr Leben verbessern wollen.

Auch Dorste wurde nach dem Krieg zu einem Zufluchtsort für viele, die sich hier ansiedelten und noch einmal von vorn begonnen haben. Damals hatten sie jedoch die gleiche Sprache und somit keine Unterhaltungs- bzw. Ver-ständigungsprobleme. Auch sie wurden hier aufgenommen und haben eine neue Heimat und Zukunft gefunden. Oft und gern erzählen sie von ihrem Schicksal. Heute leben sie hier glücklich.

Christinnen und Christen können wir nicht schweigen, sondern haben jetzt die Aufgabe, dass menschenverachtende, feige Handeln einzelner, weniger Idioten und die gewaltsamen Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte zu verhindern. Die Schlagzeilen in den Medien müssen sich ändern: auf jede rechtsradikale Aktion, über die breit berichtet wird, kommen weitaus mehr ehrenamtliche Unterstützungsmaßnahmen, die jenseits der Schlagzeilen geschehen. Darüber muss geredet werden, damit das Bild in der öffentlichen Wahrnehmung sich nicht verschiebt.

Ich weiß, wir können nicht die ganze Welt retten aber jeder von uns kann dazu beitragen, auch mit bescheidenen Mitteln, dass die Stimmung in unserem Land gegenüber den Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, eine herzliche und willkommene bleibt. Haben wir den Mut den Großmäulern und den Stammtischparolen zu widersprechen. Suchen wir den Kontakt zu den neuen Bürgerinnen und Bürgern. Stehen wir ihnen mit Rat und Tat zur Seite und beten wir für sie.

Wir müssen ihnen offen, hilfsbereit und freundlich begegnen und das kann jeder. Das ist das Mindeste und unsere christliche Pflicht.


Rosita Bohnert




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