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Andacht
„Kintsugi“ – das ist eine alte japanische Kunst. Das Wort bedeutet „Goldreparatur“. Wenn eine kostbare Schale zer-bricht, wird sie wieder zusammengesetzt. Die Bruchstellen werden aber nicht nur gekittet. Sondern sie werden auch noch mit feinem Goldstaub beschichtet. Die Bruchkanten bleiben sichtbar. Es soll nicht einfach aussehen wie neu. Als wäre nichts gewesen. Aber die Bruchstellen glänzen golden. Und die Schale gewinnt eine eigene Schönheit. Es geht nicht darum, die Brüche zu verstecken. Sondern sie zum Leuchten zu bringen. Gebrochene Schönheit!
Für mich ist das ein schönes Bild für das, was wir Ostern feiern: Vielleicht, habe ich gedacht, ist Gott ja so etwas wie ein Kintsugi-Künstler. Und die Auferstehung Jesu ist sein Meisterwerk! Die Ostergeschichten erzählen, wie Jesus seinen Jüngern seine Wunden zeigt. Er trägt die Spuren der Gewalt und der Zerstörung am eigenen Leib. Das ist nicht weg-gezaubert, als wäre nichts gewesen. Er lässt das nicht hinter sich und versteckt nichts.
Die Wunden gehören zu Christus. Wie auch zu uns manche Verletzungen und Brüche gehören. Ohne sie wären wir nicht, die wir sind. Nein, die Wunden und Brüche bleiben. Selbst beim auferstandenen Christus. Aber Gott kann sie verwandeln und zum Leuchten bringen. „Durch seine heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behüte uns und bewahre uns Christus, der Herr“, heißt es in einem Gebet der Osternacht. Wunden, die leuchten in Herrlichkeit …
Und so, stelle ich mir vor und hoffe ich, macht Gott auch mit den Scherbenhaufen unseres Lebens und unserer Welt weiter. Da ist viel, was Heilung und Wandlung braucht. Manches, was in uns und um uns zu Bruch gegangen ist. Wir sind manchmal „angeschlagen“. Und manchmal haben wir das Gefühl, vor einem großen Scherbenhaufen zu stehen.
Aber Gott traue ich zu, dass er die Scherben unseres Lebens nimmt und zusammenfügt. Sanft und vorsichtig. Wie eine Kintsugi-Künstlerin. Und sein Goldstaub bringt unsere Brüche zum Glänzen. Wunden zum Leuchten. Die Auferstehung Jesu ist ein Anfang.
Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind,
und verbindet ihre Wunden. (Ps 147,3)
Frohe Ostern!
Pastor Stefan Schmidt